Ob Sekt zum Frühstück, der „Socken-in-Sandalen-Look“ oder beim Feiern so richtig eskalieren – im Urlaub verhalten sich viele Menschen anders als zu Hause. Laut einer Studie sind 76 Prozent der Deutschen offen dafür, im Urlaub Neues auszuprobieren. Schön und gut, solange es nicht gesetzeswidrig wird.
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Denn immer wieder machen Touristinnen und Touristen durch gravierendes Fehlverhalten Schlagzeilen. Allein im vergangenen Jahr haben zum Beispiel Reisende in der Wüste Namib blankgezogen, im Joshua-Tree-Nationalpark Paintball gespielt und ein nicht ganz jugendfreies Video in Florenz aufgenommen, in dem eine Götter-Statue eine entscheidende Rolle spielte.
2023 kamen außerdem zwei Rom-Besucher unabhängig voneinander auf die Idee, ihren Namen in die Wand des antiken Kolosseums zu ritzen. Ihnen droht wegen „Verunstaltung und Beschädigung von Kulturgütern“ eine hohe Geldstrafe. In Peru erregten einige Touristen 2020 großes Aufsehen, weil sie in die geschützten Inka-Ruinen von Machu Picchu eindrangen.
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Einen der schwersten Fehltritte leistete sich aber ein dänischer Tourist. Der Fotograf kletterte nachts mit seiner Partnerin auf die berühmte Cheopspyramide in Ägypten, was an sich schon strengstens verboten ist. Dann aber fotografierte und filmte er sie beide nackt, anscheinend beim Sex auf der Pyramide.
Peinliches Verhalten im Urlaub – das steckt dahinter
Ob etwas aus dem Hotel mitgehen lassen, Regeln für Sehenswürdigkeiten missachten oder den Partner beziehungsweise die Partnerin betrügen – anscheinend folgen einige Menschen im Urlaub ihren eigenen Regeln. Für dieses Phänomen gibt es eine einfache Erklärung: eine falsche Erwartungshaltung und mangelndes Einfühlungsvermögen.
„Menschen denken häufig, wenn sie viel Geld für etwas ausgeben, wie eben für einen Urlaub, muss ihnen der rote Teppich ausgerollt werden“, sagt Barbara Horvatits-Ebner. Laut der Psychologin, die selbst leidenschaftlich gerne verreist, löse dieser kurzzeitige Wohlstand ein Gefühl der Überlegenheit aus. „Man fühlt sich besser als die Einheimischen und dieses Machtgefühl führt dazu, dass man sich eher antisozial verhält und denkt, Regeln gelten nur für die anderen.“
Diese Urlaubsmentalität fördere ein risikofreudiges Verhalten, besonders bei Männern, erklärt Horvatits-Ebner: „Sie begeben sich für den Kick eher in Gefahrensituationen, trauen sich mehr und werden dann oft leichtsinnig.“ So neigen Männer auch dazu, sich selbst zu überschätzen – sei es bei der Begegnung mit wilden Tieren oder dem Konsum von Alkohol.
Party-Touristen auf Koh Phangan in Thailand.
Quelle: IMAGO/Depositphotos
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Auch die sozialen Medien spielen eine Rolle: „Wenn ich auf Instagram ständig von leicht bekleideten Frauen sehe, die vor Tempeln posieren, denke ich, das kann ich auch machen. Das ist ein gruppendynamischer Prozess.“ Und noch etwas sei entscheidend: die kulturelle Etikette. „In Urlaubsländern gelten teilweise andere kulturelle, ethische und religiöse Normen. Was zu Hause in Ordnung ist, ist woanders vielleicht nicht in Ordnung. Und um das zu erkennen, braucht es eine gewisse Sensibilität.“
Zu Fehlverhalten im Urlaub neigt übrigens nicht jeder, wie die österreichische Psychologin verrät: „Das hat schon etwas mit der Persönlichkeit zu tun. Wenn ich empathisch bin und mich in andere Kulturen hineinversetzen kann oder generell rücksichtsvoll bin, dann wird es eher nicht ausarten.“ Für das sogenannte problematische Verhalten müssen laut Horvatits-Ebner drei Dinge zusammenkommen: das Gefühl, sich etwas zu gönnen, andere, die sich ebenso verhalten, und nicht über die Folgen des eigenen Handelns nachzudenken.
Sie unterstreicht: „Reisen sind wunderbar, um das eigene Weltbild zu erweitern. Aber das soll natürlich nicht bedeuten, dass ich Indiana Jones spiele und auf Weltkulturerbe-Ruinen herumklettere.“
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