Nach mehreren Monaten hat sich Venezuelas Oppositionsführerin Machado erstmals wieder öffentlich gezeigt. Ihre Bewegung erklärte, sie sei danach gewaltsam in Gewahrsam genommen worden, inzwischen aber wieder frei. Die Regierung dementiert die Festnahme.
Stunden vor der geplanten Vereidigung des venezolanischen Präsidenten Nicolas Maduro für eine weitere Amtszeit ist die Oppositionsführerin Maria Corina Machado nach Angaben ihrer Bewegung kurzzeitig festgenommen worden.
Sie sei nach ihrem ersten öffentlichen Auftritt seit Monaten nach dem Verlassen einer Demonstration im Osten von Caracas “gewaltsam abgefangen” worden, schrieb die Opposition in sozialen Medien. Ihre Bewegung Vente Venezuela erklärte später, sie sei während dieser Zeit gezwungen worden, mehrere Videos aufzunehmen. Sie werde sich in den nächsten Stunden an das Land wenden, um den Sachverhalt zu erklären.
Regierung dementiert Festnahme
Regierungsvertreter wie Innenminister Diosdado Cabello hatten dagegen erklärt, Berichte über ihre Verhaftung seien “eine Erfindung, eine Lüge”. Die Opposition wolle “ganz Venezuela in Angst versetzen” und habe mit den Aussagen über die Festnahme Machados “das Allerlächerlichste” getan.
Informationsminister Freddy Nanez bezeichnete die Berichte über die Festnahme als “Medienablenkung”. Eine Begründung, warum er der Annahme ist, lieferte er nicht.
Machado wieder frei
Nach Informationen des ARD-Studios Mexiko ist Machado inzwischen wieder frei und in Sicherheit. Das bestätigte der stellvertretende Direktor für Amerika der Organisation Human Rights Watch, Juan Pappier, auf X. “Oppositionelle Quellen haben uns bestätigt, dass María Corina Machado freigelassen wurde. Wir fordern, dass ihre Sicherheit garantiert wird.”
Die Demonstration in der venezolanischen Hauptstadt hatte sich gegen die für Freitag geplante Vereidigung des linksautoritären Staatschefs Nicolás Maduro für eine weitere Amtszeit gerichtet. Machado war seit August aus Sicherheitsgründen nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten. Ihre Teilnahme an der Demonstration hatte sie aber vorab angekündigt. “Ich bin hier, mit euch, und bis zum Ende”, schrieb sie auf der Plattform X.
Die Demonstration wurde von einem massiven Sicherheitsaufgebot kontrolliert.
Nur wenige Demonstranten beim Auftritt
Von den Demonstranten wurde Machado mit Beifall empfangen. “Sie wollten, dass wir gegeneinander kämpfen, aber Venezuela ist vereint”, rief Machado von einem Fahrzeug aus. Sie schwenkte eine venezolanische Flagge. Protestteilnehmer skandierten: “Wir haben keine Angst!” und sangen die venezolanische Nationalhymne.
Zahlreiche Bereitschaftspolizisten wurden stationiert. Maduros Sicherheitskräfte wird vorgeworfen, seit der Wahl Dutzende Gegner und Passanten verhaftet zu haben. Insgesamt mehr als 2.000 Menschen sollen seit dem Wahltag festgenommen worden sein. Unter den Demonstranten vom Donnerstag waren viele ältere Menschen, die auf Wunsch Machados in den Nationalfarben Rot, Gelb und Blau gekleidet waren.
Massive Zweifel am Wahlsieg Maduros
Machado hatte im vergangenen Jahr die Vorwahl des wichtigsten Oppositionsbündnisses in Venezuela zur Präsidentschaft gewonnen. Ein von Maduro kontrolliertes Gericht verbot ihre Kandidatur. Deshalb entschied sich ihr Bündnis für Edmundo González als Präsidentschaftskandidaten.
Der seit 2013 amtierende Maduro gewann laut dem offiziellen Ergebnis mit 52 Prozent der Stimmen Die Opposition prangert jedoch massiven Wahlbetrug an. Das Wahlkampfteam von Machado und González veröffentlichte Ergebnisse von 85 Prozent der Wahlautomaten, wonach González doppelt so viele Stimmen wie Maduro erhalten haben soll. González Urrutia beanspruchte deshalb das Präsidentenamt deshalb für sich. Der Maduro-nahe Nationale Wahlrat erklärte hingegen Maduro zum Wahlsieger.
Nur wenige Staaten haben den Sieg Maduros offiziell anerkannt, darunter das mit Venezuela verbündete Russland. Maduro ignorierte die Wahlbetrugsvorwürfe und ließ in den vergangenen Monaten Proteste gegen seine erneute Amtszeit niederschlagen.
Mit Informationen von Marie-Kristin Boese, ARD-Studio Mexiko