Die ersten drei von 33 israelischen Geiseln im Gazastreifen sind nach Medienberichten von der Hamas zunächst an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz übergeben worden. Demnach sind die drei Frauen in gutem körperlichen Zustand. Im Anschluss nahm das israelische Militär nach eigenen Angaben die Frauen in Empfang. Die Armee schrieb auf der Plattform X: „Sie sind zu Hause.“ Es handelt sich bei ihnen um die Zivilistinnen Romi Gonen (24), Emily Damari (28) und Doron Steinbrecher (31).
Freunde und Angehörige haben mit Freudenfeiern auf die Freilassung reagiert. Auf dem „Platz der Geiseln“ klatschten und jubelten zahlreiche Menschen, nachdem die Freilassung bestätigt worden war. Tausende von Menschen drängten sich auf dem Platz im Zentrum von Tel Aviv. Freunde von Emily Damari feierten ihre Freilassung ausgelassen. Einer von ihnen nahm dabei eine Reporterin des israelischen Fernsehens auf die Schultern und tanzte, während diese weiter über die dramatischen Ereignisse berichtete.
Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog sprach von einem „Tag der Freude und des Trostes“. Die drei Frauen seien „so geliebt und vermisst“ worden. „Eine ganze Nation freut sich über eure Rückkehr“, sagte Herzog nach Angaben seines Büros. Nun beginne eine „herausfordernde Reise der gemeinsamen Genesung und Heilung“. Man fühle mit den besorgten Familien der weiteren 94 Geiseln, die noch im Gazastreifen festgehalten würden, sagte der Präsident. „Wir werden nicht ruhen oder schweigen, bis wir alle unsere Schwestern und Brüdern aus der Hölle der Gefangenschaft in Gaza zurückbringen“, erklärte er.
Jeder in Israel kennt die Namen der drei jungen Frauen, die vor mehr als 15 Monaten von der Hamas in den Gazastreifen verschleppt wurden. Wir stellen die Freigelassenen vor:
Die aus dem Norden Israels stammende Romi Gonen gehörte zu den mehr als 3000 Besuchern des Nova-Musikfestivals, die im Morgengrauen des 7. Oktober 2023 von Kämpfern der islamistischen Hamas und mit ihr verbündeter Palästinensergruppen überfallen wurden. Allein beim Nova-Festival töten die Hamas-Kämpfer auf brutale Weise mehr als 360 junge Menschen und verschleppten Dutzende von ihnen in den Gazastreifen – auch Romi Gonen.
Die 24-Jährige, die von ihrer Familie unter anderem als talentierte Tänzerin und Choreografin beschrieben wird, versuchte vor den Angreifern mit dem Auto zu fliehen. Währenddessen rief sie ihre Mutter Merav Leshem Gonen an, die mit ihrer Tochter über den Lärm der Explosionen und Schüsse hinweg solange Kontakt hielt, bis dieser abbrach. Romis Telefon wurde später im Gazastreifen geortet, nahe des Festivalgeländes wurde ihr leeres Auto gefunden.
Befreite Geiseln berichteten Romis Mutter später von Verletzungen an Romis Hand. In dem Telefonat mit ihrer Mutter hatte die 24-Jährige gesagt, sie sei angeschossen worden. Merav Leshem Gonen hat seitdem unermüdlich für die Freilassung ihrer Tochter gekämpft, unter den Geisel-Angehörigen zählt sie zu den bekanntesten Aktivisten.
Emily Damari besitzt sowohl die israelische als auch die britische Staatsbürgerschaft. Die Tochter einer Britin und eines Israelis wurde in Israel geboren und wuchs in Kfar Aza auf – von wo sie am 7. Oktober brutal entführt wurde.
Emily ist nach Angaben ihrer Mutter Mandy Damari ein Fan der Pop-Stars Ed Sheeran und Adele sowie des Fußballklubs Tottenham Hotspur. Anhänger ihres Lieblingsvereins skandierten in den vergangenen 470 Tagen bei den Premier-League-Spielen immer wieder Emilys Namen.
Mandy Damari beschreibt ihre Tochter als „energiegeladene“ junge Frau mit einem „ansteckenden Lachen“. Ihren Angaben zufolge war die 28-Jährige zu Hause, als bewaffnete Hamas-Kämpfer in ihre Wohnung eindrangen und sie dabei mit Schüssen an Händen und Beinen verletzten. Emilys geliebter Hund Choocha wurde demnach an jenem Tag durch einen Schuss in den Nacken getötet.
Mandy Damari sagte im Oktober, sie fürchte, Emily sei vergessen worden. Immer wieder appellierte sie an die Regierungen in Israel und Großbritannien, alles daran zu setzen, um die Geiseln freizubekommen – auch mit Blick auf „die ständigen Bedrohung durch sexuelle Übergriffe“.
In einer ersten Reaktion aus Großbritannien hieß es, die britische Regierung begrüße die Freilassung Damaris. Das Außenministerium in London sicherte ihr Unterstützung nach der Freilassung zu.
Auch Doron Steinbrecher wurde aus ihrem Zuhause in Kfar Aza entführt und ist seitdem in der Gewalt der Hamas. Die 31-jährige Tierarzthelferin hinterließ am Tag des beispiellosen Angriffs eine Sprachnachricht für ihre Eltern, die ihre Tochter als liebevoll und aufopfernd beschreiben. „Sie sind da, sie haben mich“, sagte die junge Frau darin.
Es war das letzte Lebenszeichen, das die Familie von Doron erhielt – bis die Hamas im Januar 2024 ein Video veröffentlichte, in dem die 31-Jährige zusammen mit zwei anderen Geiseln zu sehen ist – abgemagert und blass. „Mein Leben hat am 7. Oktober aufgehört“, sagte ihre Mutter Simona Steinbrecher im Juli. „Ich weiß, dass sie dort allein ist und ich ihr nicht helfen kann.“