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Neu entflammte Zinsängste nach den jüngsten US-Jobdaten drücken zum Ende der Woche die Kurse dies- und jenseits des Atlantiks. In den USA schwächeln zudem Aktien von Versicherern nach den Waldbränden.
Gestiegene Zinssorgen nach einem überraschend starken US-Arbeitsmarktbericht haben am Freitag die New Yorker Börsen unter Druck gesetzt. Zudem belegte das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima, dass die Inflationserwartungen der Verbraucher zugenommen haben, was den Aktienkursen einen weiteren Dämpfer versetzte.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte und der Index der Technologiebörse Nasdaq notierten am Freitag jeweils rund 1,6 Prozent tiefer bei 41.938 und 19.161 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 1,5 Prozent auf 5.827 Zähler.
Der US-Arbeitsmarkt zeigte sich kurz vor dem Wechsel im Präsidentenamt von Joe Biden zu Donald Trump in unerwartet guter Form. Im Dezember kamen 256.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit 160.000 gerechnet. Schon ein Stellenzuwachs von rund 100.000 im Monat gilt als ausreichend, um die wachsende US-Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter mit Jobs zu versorgen. Steigen die neu geschaffenen Stellen derart, deutet das auf eine starke Konjunktur.
Darum schürt der Arbeitsmarktbericht nun neue Sorgen um die nächsten geldpolitischen Schritte der US-Notenbank Fed, die versucht, mit erhöhten Zinsen die hohe Inflation einzudämmen und den heiß gelaufenen Jobmarkt abzukühlen. “Vor der Jahresmitte rechnet kaum noch jemand mit der nächsten Zinssenkung”, konstatierte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Ähnlich sieht das auch VP-Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel: Die US-Notenbank Fed habe aus seiner Sicht vorerst keinen Grund, weiter die Zinsen zu senken.
Die Währungshüter hatten bereits vor der Veröffentlichung des Berichts signalisiert, dass sie bei Zinssenkungen in den kommenden Monaten auf die Bremse treten dürften – auch, weil unklar ist, wie sich die handelspolitische Agenda des künftigen US-Präsidenten Trump auf die Wirtschaft und Inflation des Landes auswirkt.
Im Rampenlicht bei den Einzelwerten standen die Aktien aus dem Versicherungssektor. Mit einem versicherten Schaden von rund 20 Milliarden Dollar könnten die Waldbrände in und um Los Angeles die teuersten in der Geschichte Kaliforniens werden. Die Aktien des kalifornischen Versicherers Mercury General brachen um mehr als 20 Prozent ein. Rivalen aus anderen US-Bundesländern wie Allstate, Travelers und Chubb verloren zwischen knapp fünf und knapp acht Prozent.
Viele neue Jobs: Der US-Arbeitsmarktbericht fiel anders aus, als Anleger gehofft hatten. Das schürt auch bei den DAX-Anlegern Sorgen vor vorerst ausbleibenden Zinssenkungen – der deutsche Leitindex konnte sich dagegen am Freitag nicht behaupten.
Im Vergleich zu den US-Börsen, die gehörig unter Druck gerieten, zeigte sich der DAX zwar noch relativ robust. Der deutsche Leitindex verlor aber im späten Handel dennoch und schloss vor dem Wochenende mit einem Verlust von 0,50 Prozent bei 20.214 Punkte. Er behauptete sich damit aber komfortabel über der 20.000-Punkte-Marke.
Aus technischer Perspektive war der DAX zuletzt im Bereich von 20.500 Punkten und damit knapp unterhalb seines Rekordhochs nach unten abgeprallt. Die langfristigen Perspektiven für das neue Börsenjahr sehen jedoch gut aus, immerhin ist das Jahr 2025 ein “5er-Jahr” – “und ‘5er-Jahre’ sind statistisch betrachtet die stärksten Börsenjahre”, hebt ING-Experte Christian Zoller hervor.
Der höhere Bedarf an Brennstoffen zum Heizen schiebt den Ölpreis an. Das US-Wetteramt erwartet in den zentralen und östlichen Teilen des Landes unterdurchschnittliche Temperaturen. Das Nordseeöl Brent verteuert sich in der Spitze um 2,9 Prozent auf 79,13 Dollar je Fass.
Hinzu kommt, dass die USA einem Regierungs-Dokument zufolge deutlich härter gegen die russische Öl-Branche vorgehen wollen. Neue Sanktionen würden demnach 180 Tanker, Dutzende Händler, zwei große Öl-Konzerne und führende Manager treffen, geht aus dem Dokument hervor, das unter Händlern in Europa und Asien zirkuliert. Getroffen würden davon auch die größten Abnehmer russischen Öls wie Indien und China.
Die Zinssorgen der Anleger hievten den Dollar-Index um knapp ein halbes Prozent auf 109,58 Punkte – den höchsten Stand seit gut zwei Jahren. Allein seit Anfang Dezember hat die US-Devise mehr als drei Prozent zugelegt. Der Euro verlor im Gegenzug ein halbes Prozent auf 1,0245 Dollar und näherte sich damit immer stärker der Parität zum Greenback. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Donnerstag auf 1,0305 Dollar festgesetzt.
Dagegen kann Gold an seine jüngsten Kursgewinne anknüpfen. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostet am Mittag 2.681 Dollar und damit 0,4 Prozent mehr.
Bayer hat in den USA und in China die Zulassung des Mittels Finerenon zur Behandlung einer bestimmten Form der Herzinsuffizienz beantragt. Konkret will der Pharma- und Agrarchemiekonzern mit dem Medikament erwachsene Patienten mit einer Herzinsuffizienz mit einer linksventrikulären Auswurfleistung von bis zu 40 Prozent, also einer leicht reduzierten oder erhaltener Auswurfleistung behandeln.
Auf seinem Digitalisierungskurs hat Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall mit 51 Prozent der Anteile die Mehrheit an der bayerischen Softwarefirma Blackned übernommen. Finanzielle Details wurden nicht genannt, die Mehrheitsübernahme erfolgt über eine in Bremen ansässige Rheinmetall-Elektroniktochter. Blackned hat seinen Sitz in Heimertingen in Bayern und rund 200 Beschäftigte.
Das VW-Werk in Zwickau muss einem Medienbericht zufolge offenbar weiter um seine Zukunft bangen. Im Konzern gebe es Überlegungen, den Elektro-Audi Q4 e-tron ab der ersten Hälfte der 2030er-Jahre zumindest teilweise auch an einem anderen Standort zu bauen, berichtet der Spiegel. “Wir prüfen derzeit verschiedene Szenarien”, sagte eine Audi-Sprecherin auf Anfrage und betonte sie: “Zwickau bleibt auch künftig Produktionsstandort für Audi Q4 e-tron und Audi Q4 e-tron Sportback.”
Deutschlands zweitgrößter Agrarhändler Agravis hat im vergangenen Jahr wie erwartet weniger Umsatz und Gewinn gemacht. Nach vorläufigen Zahlen verbuchte das Unternehmen einen Umsatz von knapp über acht Milliarden Euro, der Gewinn vor Steuern soll voraussichtlich bei knapp über 60 Millionen Euro liegen, wie Agravis mitteilte.
Der US-Elektroautobauer Tesla will mit einer überarbeiteten Version seines Bestsellers Model Y in China wieder Boden gutmachen. Der Pkw solle gut fünf Prozent mehr kosten als der Vorgänger und ab März ausgeliefert werden, hieß es über den Social-Media-Dienst Weibo. Auch in anderen asiatischen Ländern werde das Modell verkauft.
Im DAX rückt zum Wochenschluss die Airbus-Aktie in den Fokus. Der weltgrößte Flugzeughersteller ist seinem kriselnden Rivalen Boeing 2024 trotz knapper Bauteile noch weiter enteilt. Insgesamt fanden im abgelaufenen Jahr 766 Airbus-Maschinen den Weg zu den Kunden – ganze 31 Stück mehr als im Vorjahr. Damit schaffte der DAX-Konzern sein bereits gekapptes Jahresziel allerdings nur knapp.
Der Autobauer Mercedes-Benz hat im vergangenen Jahr weniger Fahrzeuge verkauft als im Vorjahr. Im vierten Quartal schwächte sich der Rückgang dank einer leichten Erholung in China zwar etwas ab. Doch für das Gesamtjahr stand konzernweit mit knapp 2,4 Millionen verkauften Pkw und Vans ein Rückgang von vier Prozent zu Buche.
Die VW-Transportersparte hat ihren Absatz fast stabil gehalten. 2024 wurden insgesamt 408.000 Fahrzeuge ausgeliefert – 1.000 weniger als im Vorjahr. Während die Modelle Crafter und Amarok zulegen konnten, gingen beim meistverkauften Modell, dem VW Transporter, die Verkaufszahlen leicht nach unten. Der Elektro-Bulli ID. Buzz lag mit knapp 29.000 Fahrzeugen auf Vorjahresniveau.
Der Logistik-Riese DHL verstärkt mit der Übernahme von Inmar Supply Chain Solutions sein Geschäft in Nordamerika. Inmar Supply Chain Solutions sei auf Retourenlösungen für die E-Commerce-Branche im Einzelhandel spezialisiert, teilte DHL mit. Durch das rasante Wachstum des Online-Handels steigt auch die Zahl der Rücksendungen von Produkten durch die Verbraucher.
Der italienische Modekonzern Prada streckt einem Medienbericht zufolge seine Fühler nach seinem heimischen Konkurrenten Versace aus. Demnach gehöre das Mailänder Modehaus zu den potenziellen Interessenten für die Übernahme von Versace, berichtete die italienische Tageszeitung Il Sole 24 Ore. Die Muttergesellschaft Capri Holdings hatte Versace ins Schaufenster gestellt.